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20.09.2010, 11:00 Uhr
Tag der Heimat des BdV-Kreisverbandes Limburg-Weilburg in Villmar
Landesbeauftragte Ziegler-Raschdorf: „Die Charta der deutschen Heimatvertriebenen hätte den Friedensnobelpreis verdient“
Beim Tag der Heimat 2010 des BdV-Kreisverbandes Limburg-Weilburg in der gut besuchten König-Konrad-Halle in Villmar stellte die Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, fest, dass der Bund der Vertriebenen und die Landsmannschaften in den vergangenen Jahrzehnten Bedeutendes für Deutschland und für die Entwicklung in Europa geleistet haben. Bei der Veranstaltung unter dem Motto „Durch Wahrheit zum Miteinander“ erinnerte die Landesbeauftragte in ihrer Festansprache daran, dass es gegenseitige Akzeptanz, sicheren Frieden und ein nachbarschaftliches Miteinander nur auf der Grundlage der historischen Wahrheit geben könne. Wo der Wille zur Wahrheit und wo die Bereitschaft fehle, die jeweils unterschiedliche Wahrnehmung zu respektieren, gebe es auf Dauer auch kein gedeihliches Miteinander.
Foto: Der BdV-Kreisvorsitzende Josef Plahl (rechts) bedankte sich bei der Landesbeauftragten Margarete Ziegler-Raschdorf für die Festansprache und überreichte ihr Produkte aus der Region. Die Landesbeauftragte hatte dem BdV-Kreisverband ein Exemplar des B

Frau Ziegler-Raschdorf ging auf die 60. Jahrestage der Charta der deutschen Heimatvertriebenen und des Wiesbadener Abkommens ein und hob die Feierstunde des BdV-Kreisverbandes Limburg-Weilburg am 8. August 2010 in Weilburg besonders hervor, da dieser als einziger BdV-Kreisverband in Hessen ein solche Veranstaltung organisiert habe. „Die Charta wird von den Heimatvertriebenen selbst als ihr moralisches Grundgesetz betrachtet und ist vor diesem Hintergrund ein wirklich erstaunliches Dokument. Die wichtigsten Aussagen der Charta sind das Bekenntnis zum Verzicht auf Rache und Vergeltung und die Forderung nach dem Recht auf die Heimat. Die Charta der deutschen Heimatvertriebenen hätte den Friedensnobelpreis verdient“, so Frau Landesbeauftragte Ziegler-Raschdorf.

Auch das „Wiesbadener Abkommen“ als Willenserklärung des Tschechischen Nationalausschusses und der Arbeitsgemeinschaft zur Wahrung sudetendeutscher Interessen sei ein Friedensdokument. Es sei ein Versöhnungsdokument, das eine Kollektivschuld und Rachegedanken von beiden Seiten ablehnt und den Kampf für ein einheitliches Europa voranstelle.

„Die Charta der deutschen Heimatvertriebenen und das Wiesbadener Abkommen können in ihrer Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Es ist darum richtig und wichtig, die Geschehnisse um die Vertreibung nicht als ein Thema zu begreifen, dass nur die Betroffenen selbst angeht und von daher langsam an Bedeutung verliert. Vielmehr als ein Thema, das zur gesamtdeutschen Geschichte aller Deutschen gehört und im Hinblick sowohl auf die Ursachen als auch auf die Folgen ganz entschieden eine europäische Dimension hat“, betonte die Landesbeauftragte.

Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf informierte darüber, dass die Fraktionen von CDU und FDP auf ihre Anregung hin einen Antrag im Hessischen Landtag eingebracht haben, der den 60. Jahrestag der Charta und des Wiesbadener Abkommens in Bewusstsein rückt. Hierin bittet der Landtag die Landesregierung, den eingeschlagenen Weg der Informationspolitik über beide Dokumente weiter zu verfolgen und die Öffentlichkeit darüber zu informieren. Insbesondere in den Schulen sollten die Jahrestage zum Anlass genommen werden, über Flucht und Vertreibung zu sprechen. Dazu sei besonders die Einbeziehung von Zeitzeugen geeignet. Außerdem kündigte sie an, dass die Hessische Landesregierung in Anerkennung und im Gedenken an die Charta einen Hessischen Kulturpreis stiften werde.

Zur Thematik Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ bemerkte die Landesbeauftragte, dass sie sich nach dem Kompromiss mit der Vergrößerung des Stiftungsrates und der Wahl der Mitglieder durch den Deutschen Bundestag darüber gefreut habe, dass der BdV-Landesvorsitzende Alfred Herold nunmehr dem Stiftungsrat angehöre und mit Hartmut Saenger ein weiterer Hesse in das Gremium als stellvertretendes Mitglied berufen wurde. „Die Debatten und Empörungen der letzten Tage und Wochen haben deutlich gemacht, dass es den Gegnern der Bundesstiftung vorrangig darum geht, das Projekt zu verhindern. Frühere Äußerungen von Mitgliedern des Stiftungsrates wurden zum Anlass genommen, diesen und dem BdV insgesamt ein revisionistisches Geschichtsbild zu unterstellen und ihnen den Willen zur Versöhnung abzusprechen. Die Arbeit der Genannten in den vergangenen Jahrzehnten hat nach meiner Auffassung jedoch das Gegenteil bewiesen“, stellte Frau Ziegler-Raschdorf fest.

Es gebe viele Gründe, dem Bund der Vertriebenen und den Landsmannschaften zu danken. Die Aufbauleistung, die Integrationsleistung und das fortwährende gesellschaftliche Engagement, dies alles sei für unser Land von grundlegender und bleibender Bedeutung. Ohne die Heimatvertriebenen wäre Hessen nicht dort, wo es heute ist.

„Viele von Ihnen, die Sie in den vergangenen Jahrzehnten die Vertriebenenarbeit hier im Kreisverband Limburg-Weilburg des Bundes der Vertriebenen geprägt haben, haben sich als Brückenbauer zu den östlichen Nachbarn verstanden. Stellvertretend darf ich Ihren Kreisvorsitzenden Josef Plahl und seinen Vorgänger Franz Krotzky, aber auch Otto Riedl und Dr. Roland Wippler nennen. Sie haben sich mit aller Kraft für eine Aussöhnung und Verständigung eingesetzt, wofür ich Ihnen im Namen der Hessischen Landesregierung ausdrücklich danke“, so die Landesbeauftragte zum Abschluss ihrer Festansprache.