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Neuigkeiten
25.07.2020, 14:48 Uhr
Ulrich Caspar Frankfurter Gesichter
FAZ-Potrait des UdV-Landesvorsitzenden
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. Juli 2020 - Unternehmer in der Politik sind selten geworden. Ulrich Caspar, 64 Jahre, ist einer, er ist seit Jahrzehnten in der Immobilienbranche tätig, und er saß für die CDU von 2003 bis 2018 mit kurzer Unterbrechung im Hessischen Landtag. Das ist vorbei, jetzt ist er in anderer Hinsicht einer, der Brücken schlägt:
Ulrich Caspar
Seit Mai vergangenen Jahres zeichnet Caspar als Präsident der Industrie- und Handelskammer Frankfurt. Die Doppelqualifikation als Unternehmer und Politiker ist wiederum auf einem solchen Posten selten.

Schlecht ist das aber nicht. Denn die Industrie- und Handelskammern haben zwar viele Aufgaben, etwa in der Aus- und der Weiterbildung, aber die Königsdisziplin eines Präsidenten ist nicht die Steuerung des laufenden Geschäfts, dafür hat er einen Hauptgeschäftsführer, sondern die Repräsentanz nach außen. Ulrich Caspar ist der wichtigste Lobbyist der Wirtschaft in der Stadt. Und es kann nicht schaden, wenn der Präsident politisch denken kann, wenn er weiß, wie Politik funktioniert.

Caspar hat in den vergangenen Monaten vieles richtig gemacht. Er hat sich auf wenige Themen konzentriert, vor allem auf den Wohnungsbau und die Verkehrspolitik, zwei Felder, in denen die besonnene Stimme aus der Wirtschaft besonders nötig ist. Er setzt klare Botschaften – die, dass die Anstrengungen beim Bau neuer Wohnungen nicht erlahmen dürfen, und die, dass der Autoverkehr immer noch das Rückgrat der Mobilität in Stadt und Region ist, wiewohl er in der Verkehrspolitik derzeit unter die Räder zu geraten droht.

Caspar ist alles Hochfahrende und Unüberlegte fremd, er wägt seine Worte und neigt nicht zu einem beiläufigen Scherz. Der präsidiale Auftritt hingegen liegt ihm sehr, so rasch ist schon lange kein Kammerpräsident mehr mit dieser Rolle verwachsen.

In der Wirtschaft wird man es erfreulich finden, dass er ordnungspolitisch sauber aufgestellt ist, womit er schon in seiner Zeit als Landtagsabgeordneter aufgefallen war; Vertreter einer liberalen Wirtschaftspolitik muss man auch in der Union inzwischen suchen. Dass die Hessen unter der Woche abends lange einkaufen dürfen, ist nicht zuletzt ihm zu verdanken. Dass er auch um die Bedeutung der öffentlichen Hand weiß, zeigte sich bei seinem Einsatz gegen die Fusion der Frankfurter und der Londoner Börse, die auch daran scheiterte, dass die Eigentümer die Rolle der hessischen Börsenaufsicht nicht auf dem Schirm hatten.

Als Unternehmer kauft Caspar Häuser und Grundstücke und entwickelt sie weiter, ein Geschäft, das ihm in die Wiege gelegt war, denn der Vater war Architekt und Diplom-Ingenieur. Ulrich Caspar studierte hingegen Betriebswirtschaft, stolz berichtet er, dass er inzwischen seit 39 Jahren selbständig ist. Nur fünf Jahre, zu Beginn der Neunziger, arbeitete er einmal als Direktor bei Hardy & Co. Privatbankiers, einer einstigen Tochtergesellschaft der einstigen Dresdner Bank. Mit seiner Familie lebt Caspar in Sachsenhausen, er genießt es, dass er nicht mehr so viele Termine am Wochenende hat wie zu seiner Zeit als Politiker. Als wichtigste Aufgabe in seinem neuen Amt nennt er die, dafür zu sorgen, dass die Wirtschaft nach den schweren Einbrüchen der vergangenen Monate rasch wieder hochgefahren werden kann. Natürlich in einer wettbewerblichen Ordnung, der Marktwirtschaft eben, wie Caspar noch rasch hinzufügt.

Von Manfred Köhler